Gut ausgeruht verlassen wir pünktlich um 8 Uhr das Haus und frühstücken in aller Ruhe bei einer Bäckerei. Da die Sonne vom Vortag meinen Lippen doch ordentlich zugesetzt hat, machen wir noch einen Abstecher zum Rossmann. Nach dem Kauf von Lippenbalsam und ein paar Snacks geht es hoch zur Iburg. Auf dem Weg dorthin läuft uns die erste Blindschleiche über den Weg und auf einer Bank entdecken wir ein Müll-Arrangement, das ich einfach fotografieren muss. Es wirft viele Fragen auf und beantwortet sie auch irgendwie von selbst.



Vom Kaiser-Karls-Turm aus bewundern wir die Sicht über Bad Driburg, den Solling bis hin zum Köterberg. In der Gaststätte „Sachsenklause“, gleich nebenan, kann übrigens wirklich gut Essengehen und die Riesen Windbeutel mit Eis und Kompott sind ein Traum. Zu uns auf den Turm stößt eine weitere Wanderin. Wir kommen sofort ins Gespräch und verweilen noch eine ganze Weile dort oben. Sie ist ebenfalls auf dem Eggeweg unterwegs und schließt sich uns kurzerhand an.





Nach 30 Minuten intensiven Gespräches und Besichtigung der Iburgruine, tauschen wir irgendwann auch mal Namen aus. Schall und Rauch, wenn man gleich über die wichtigen Dinge des Lebens spricht. Carina, heißt unser neuer Wanderbuddy und kommt aus Gütersloh, wohnt also gar nicht weit von uns entfernt.
Der Großteil des Weges besteht wieder aus super schönen kleinen Trails, aber auch ein paar nervige Abschnitte mit sehr groben Schotter malträtieren unsere Füße.





Auf einem Spielplatz im kleinen Ort Herbram legen wir eine Pause ein. Carina ist sich noch nicht sicher, ob sie den ganzen Eggeweg gehen möchte. Gerade von einer 6-monatigen Backpackingreise zurück, ist sie beneidenswerter Weise noch im „Wir schauen mal, was so kommt Flow“. Wobei das, glaube ich, auch einfach ihre Lebenseinstellung ist. Gute Einstellung!
Insgeheim war die Entscheidung, mit uns weiterzuziehen, aber auch schon längst getroffen. Ich rufe also eh bei unserem Gasthof an, um nach möglichen „Check-in“ Zeiten zu fragen. Man weiß ja nie. Nach einem längeren Klingeln hebt ein älterer Herr den Hörer ab. Er klingt, als habe ich ihn gerade aus dem Mittagsschlaf gerissen und verstehe ihn zu Anfang überhaupt nicht. Irgendwie findet doch eine Verständigung statt und ich erfahre, dass wir kommen können, wann wir wollen. Auf meine Frage nach einem weiteren Zimmer für Carina entgegnet er: „Ja, wenn se da is, isse da, dann kriegt se auch nen Zimmer. Kriegen wir schon hin.“ Ok, das war unkompliziert. Ich bedanke mich und grinse die anderen beiden an.
Bevor wir weitergehen wäre es gut nochmal irgendwo Wasser aufzufüllen. Die heutige Etappe ist mit 30 Kilometern die längste der Tour. Debbie entdeckt auf Google Maps ein paar Straßen weiter den Hubertushof und wir probieren unser Glück.
Dort angekommen, erwartet uns ein riesiger Hotelkomplex. Das Interieur ist interessant gestaltet. Das Sitzareal im Eingangsbereich komplett mit dicken rot schwarzen Teppichen eingekleidet und orientalisch angehaucht. Auf unser Klingeln der Glocke bekommen wir keine Antwort. Carina ruft ins Treppenhaus, woraufhin murmelnd eine Frau hinunterkommt. Sie ist super nett, wir verstehen sie jedoch nur bruchstückhaft. Erst folgen wir ihr ins Untergeschoss, wo es verdammt heftig nach Abfluss riecht. Wasserrohrbruch mit Überschwemmung, wie wir herausbekommen. Sie schüttelt den Kopf und wir folgen ihr nach oben in die 1. Etage. Scheinbar ihr Privatbereich. Hier dürfen wir netterweise unsere Flaschen mit Leitungswasser auffüllen. Ihr Drängen, uns unbedingt die Zimmer zu zeigen, können wir in dem Moment schlecht ausschlagen. Die Suiten sehen tatsächlich ganz nett aus und wir versprechen Werbung zu machen.
Bis zu unserer Unterkunft für die Nacht wird dies die letzte Zivilisation gewesen sein. Weiter geht es durch den Wald. Ein kleines Highlight ist nochmal der Klippenweg. Wunderbar schmal und zugewachsen wandern wir federnden Schrittes voran.







Die letzten Kilometer nach Hardehausen ziehen sich nochmal ordentlich. Da hilft am besten musikalische Unterstützung. Auch wenn sie nur aus dem Handylautsprecher und aus der Hosentasche kommt. Wir weichen von der Strecke ab und schlagen uns ein gutes Stück, einen ziemlich steilen Weg hinunter, bis wir Hardehausen erreichen.
Der Gasthof Varlemann ist ein Traum. Urig aus den 70ern. Das Doppelzimmer super geräumig und das Badezimmer neu.





Der junge Mann, der uns bedient, ist wohl der Enkel des Besitzers und einfach super gechillt. Wir checken ein und schleppen uns die steile Treppe nach oben. Eine schnelle Dusche, dann treffen wir uns wieder auf der Terrasse. Erst ’ne Spezi, dann ein Hefeweizen und was Geiles zu essen. Wir tauschen unsere Wehwehchen aus und genießen den lauschigen Abend im Nirgendwo. Den Abschluss macht ein großes Stück Apfelkuchen mit Sahne.
Morgen geht’s dann auf die letzte Etappe.
Unterkunft: Link