In der Nacht hat es leider doch nochmal geregnet. Ich stopfe also mein klitschnasses Zelt in seine Hülle und freue mich schon darauf zu Hause alles nochmal auszupacken. Ich verlasse den Campingplatz und gehe früh am Morgen durch ein Wohngebiet. Es ist noch diesig und verspricht auch kein allzu sonniger Tag zu werden. In Bispingen decke ich mich beim Bäcker mit einem riesigen Franzbrötchen und einer überbackenen Laugenstange ein. Die Bäckertüte vorne im Meshteil des Rucksacks verstaut, sorgt dafür, dass ich ihn am selben Abend noch gründlich waschen darf. Sie hat nämlich nach 2 Stunden wandern einen richtig schönen Fettfleck hinterlassen.
Auf meinen Bremsenbiss, der mittlerweile meine halbe Wade eingenommen hat, schmiere ich zerkauten Breitwegerich, was tatsächlich etwas Linderung verschafft. Abschwellen tut jedoch nichts.
Die Temperatur ist beinahe angenehm. Die Luftfeuchtigkeit aber recht hoch. Heute geht es nur durch den Wald. Mit Ausnahme einer kleinen Heidefläche. Wald ohne Anstiege ist schon komisch, aber die Wege sind sehr schön angelegt. Auf herrlich weichem Boden federe ich über die kleinen Pfade. Immer mal wieder fängt es an zu regnen. Ich treffe tatsächlich auch auf mehrere Wandergruppen, die ich schnellen Schrittes versuche zu überholen. Die Rentnertruppe hat ein gutes Tempo drauf, aber ein bisschen schneller bin ich dann doch noch.
Irgendwann höre ich es mitten im Wald schreien. Kinderstimmen. Immer wieder. Es dauert einen Moment, bis ich realisiere, dass schon bald der Heidepark in Sicht kommen wird. Auf dem Parkplatz mache ich eine Pause. 20 km habe ich fast durch geballert. Nur einmal zum Franzbrötchenessen bin ich im Wald stehen geblieben. Auf diesem Abschnitt hätte ruhig die ein oder andere Bank stehen dürfen. Die letzten Kilometer geht es weiter durch den Wald bis nach Soltau. Spektakulär war diese Etappe nun wirklich nicht, aber auch nicht schlecht. Wer es nur auf blühende Heideflächen abgesehen hat, kann sie aber definitiv auslassen.
Am Soltauer Bahnhof angekommen, suche ich nach einer Toilette und werde fündig. In diesem Moment frage ich mich jedoch wieder, in welchen Jahrhundert wir leben. Die Toilette verlangt ein 50 ct Stück und gewechselt wird nicht. Zu meinem Glück befindet sich in unmittelbarer Nähe ein REWE mit Kundenklo. Für die Rückfahrt kaufe ich noch etwas ein und warte entspannt auf meinen Zug. Nach einem erneuten Personenausfall in Kreiensen, bringt er irgendwann auch nach Hause.
Fazit: Der Heidschnuckenweg ist landschaftlich gesehen, der bisher schönste Weg, den ich mit Zelt gegangen bin. Super ausgeschildert und vor allem zur Blüte absolut zu empfehlen.