Da ich im August nochmal eine Woche Urlaub nehmen konnte, war der richtige Weg für diese Zeit schnell gefunden. Der Heidschnuckenweg ist für mich mit dem Zug gut erreichbar. Ich habe im Vorhinein die, für mich, am schönsten klingenden Etappen herausgesucht, die in 4 Tagen möglich sind. So ging es im Ganzen von Handeloh bis Soltau.
Aber von vorne …
Ich sitze am Bahnhof in Lüchtringen und checke nochmal meine Verbindung. Der Zug von Kreiensen nach Hannover fällt aufgrund von Personalmangel aus. War ja klar! Meine geplante Kaffeepause in Hannover kann ich auch streichen. Der Zug, eine Stunde später, hat Verspätung durch Gleisarbeiten. Aus meinen 27 Minuten Umsteigezeit werden 5. Ich hetze zum Gleis, um meinen letzten Zug nach Handeloh zu bekommen. Immer eine Freude, mit der Deutschen Bahn unterwegs zu sein.
In Handeloh besorge ich mir im nahegelegenen Netto nochmal Getränke und fülle so mein Wasservorrat auf 3,5 Liter auf. Kurz hinter dem Ortsschild erhasche ich einen ersten Blick, auf das, was mich die nächsten Tage noch erwarten wird. Die Heideblüte.
Es ist Mittagszeit. Die Sonne brennt. Der Weg führt passenderweise durch ein Waldgebiet. Schöne kleine Pfade mit viel Schatten. Der Weg ist mit dem schwarzen H als Zeichen hervorragend gekennzeichnet.
An einer Hütte sehe ich einen Mehrtageswanderer Pause machen. Wir grüßen uns. Ein paar Kilometer weiter, auf einer langen graden Straße, mit Stoppelfeldern auf der einen und einem Waldstück auf der anderen Seite, mache ich meine erste Pause. Und werde von ihm überholt. Im kleinen Ort Wesel hole ich ihn wieder ein und betone mein „Hallo“, um Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Er seinerseits grüßt ebenfalls, bleibt aber abrupt an einem Infoschild stehen. Ok, der hat wohl keine Lust, denke ich mir und gehe etwas irritiert weiter. So begegnen wir uns noch ein paar Mal und immer „haut er vor mir ab“ oder bleibt zurück. Letztendlich mache ich eine längere Pause und gebe ihm Vorsprung. Auf nimmer Wiedersehen, denke ich mir und hole meine „Gute Laune“ Tüte raus. Ein Mix aus salzigen Nüssen, M&Ms, Brotchips, Keksen, Brezeln, Trockenobst und was sonst noch so zu Hause herumfliegt. Das kommt immer dann richtig gut, wenn sich der Körper gerade nicht entscheiden kann, was er denn genau haben möchte.
Der Weg führt mich wieder durch ein kleines Waldgebiet, als ich zwischen den Bäumen etwas Rötliches aufblitzen sehe. Ich kann es zuerst nicht einordnen. Ich verlasse das Waldstück und da ist sie. Die blühende Heide in ihrer vollen Pracht. Ein Meer aus Purpur und Rosarot, so weit das Auge reicht.
So etwas Unglaubliches habe ich selten gesehen. Eine Filmkulisse zu hübsch um natürlich zu sein. Jeder Wanderer, der mir entgegenkommt, entspringt dem Bild aus einem Imagefilm. Der Himmel ist unverschämt dunkelblau und wolkenlos. Der Waldrand duftet nach warmen Kiefern. Nur den Sand habe ich unterschätzt. Kilometerlang geht es durch und entlang der Heideblüte auf schmalen Pfaden. Hier und da stehen Bienenkästen, mitten im Heidekraut. Geschützt unter Reetdächern, malerisch in die Landschaft eingesetzt. Ein unterschwelliges Summen begleitet mich.
Es ist Montag und nur ein paar Tagestouristen und Radfahrer kommen mir entgegen. Mein geliebter ultraleichter Regenschirm dient mir streckenweise als Sonnenschirm. In Undeloh gibts ein Wassereis. Die letzten Kilometer bis zum Campingplatz ziehen sich und prompt übersehe ich auch noch eine Abzweigung im Wald. Genervt muss ich ein paar hundert Meter zurückgehen. Ich bin platt und mein linkes Hüftgelenk macht Probleme. Ein Weg komplett ohne Höhenmeter und so auch ohne Abwechslung in der Gehbewegung ist mein Körper scheinbar nicht gewohnt.
Der Campingplatz ist riesig und verwinkelt. Zwar erklärt mir die Besitzer auf der Karte, wo in etwa die Zeltplätze sein sollen, aber als ich los tapere, habe ich schon wieder alles vergessen. Mein schlechter Orientierungssinn lässt grüßen.
Das Areal ist naturbelassen und die einzelnen Plätze zwischen Kiefern und hohem Gras gelegen. Ich irre ein Weilchen von A nach B, bis ich ein anderes Zelt entdecke und mich einfach in dessen Nähe niederlasse. Wird schon richtig sein, denke ich. Die Waschräume, großzügig und sauber. Um 21:00 Uhr geht das Licht aus. Ich hab Kopfschmerzen, obwohl ich über 4 Liter Wasser getrunken habe. Den Lärm der nahen A7 nehme ich erst jetzt so richtig wahr. Sie ist verflucht laut, also Ohropax rein und schlafen.
Campingplatz: Regenbogencamping
Kosten: 17,20 €