Gut erholt starten wir in den vorletzten Wandertag. Beim aus dem Zelt Steigen nicht auf eine Nacktschnecke zu treten, stellt eine echte Herausforderung dar. Es ist windig und kalt, nur ganze 14 Grad. Nach dem Gang ins Waschhaus werden wir mal wieder von einem nicht angekündigten Regenschauer überrascht. Wieder ein klitschnasses Zelt einpacken. Gefrühstückt wird zum Glück trocken im Aufenthaltsraum.
Der Weg führt uns durch den Ort bis zu einer Straße mit einem Gefälle von 15 %. Auf nur 600 m überwinden wir 100 Höhenmeter bergab.
Im Wald angekommen umgibt uns ein mystischer Nebel und da ein See übergelaufen ist, warten wir ein Stück durchs Wasser. Als es endlich aufhört zu regnen, kommen wir passenderweise an einem Rastplatz vorbei und legen eine kurze Pause ein. Weiter geht es durch den Wald und die ganze Zeit über Schotterwege bergab. Ich gehe ja tatsächlich lieber bergauf. Man schwitzt zwar mehr, aber es ist nicht so unangenehm für die Gelenke. Irgendwann fange ich sogar ein bisschen an zu joggen, weil ich es so angenehmer finde.
Unseren Campingplatz in Kirchzell können wir schon sehen, warten jedoch noch den sintflutartigen Regenschauer unter den Bäumen ab, bevor wir über einen kleinen Weg von hinten auf den Platz gelangen.
Die Rezeption ist noch geschlossen, deshalb warten wir entspannt auf den großen Holzbänken vor dem Eingang. Kostenloses W-LAN gibt es auch. Ein Segen – ich habe nämlich schon seit Tagen immer wieder keinen Empfang.
Der Campingplatz lässt sich gut als „Pretty in pink“ beschreiben. Das Logo beinhaltet pinke Flamingos, alles, was sich an Rahmen und Zäunen pink streichen lässt, ist es auch. Und der Campingplatz ist natürlich in erster Linie wieder von Dauercamping besiedelt. Auffällig ist die Anzahl der Hunde. Gefühlt jeder zweiter Camper führt einen vierbeinigen Freund Gassi.
Der Campingbetreiber ist ein älterer Herr, der uns netterweise anbietet, unser Lager unter seinem großen Partypavillion aufbauen zu können. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Die Aussicht trocken und auf Holzschnitzeln zu schlafen klingt traumhaft.
Nachdem das Lager steht, geht es in den Ort. Leider gibt es keinen schönen Weg dorthin. Entweder an einer engen, befahren Straße ohne Gehweg entlang oder durch den Wald. Wir entscheiden uns auf dem Hinweg durch den Wald zu gehen und werden probt mit klitschnassen Füßen belohnt, aber zum ersten Mal scheint die Sonne, es ist richtig warm und der Himmel ist blau.
Beim Bäcker holen wir uns Brötchen und noch ein Teilchen für den nächsten Morgen. Im Ort gibt es außerdem einen 24/7 Dorfladen, in dem man zu bestimmten Zeiten autark, ohne Personal mit self-Checkout System einkaufen kann. Mit Chips, Haribo Tuttifrutti, Joghurt und Käse, gehen wir glücklich zurück zum Campingplatz. Dieses Mal jedoch an der Straße entlang. Wir versuchen uns zu beeilen. Der Grünstreifen ist schmal und wenn zwei Busse nebeneinander fahren würden, wäre es ziemlich eng für uns.
Der Bach plätschert, die Tauben gurren und unsere nassen Socken hängen auf der Leine. Bei Sonnenschein genießen wir den Abend.
Unterkunft: Camping Kirchzell