Ich wache früh auf vom Vogelgezwitscher auf. Die Welt ist auf einmal wieder ein heller und freundlicher Ort. Die Gespenster der Nacht sind verscheucht. Die Plattform ist trocken, so dass ich keine Schuhe anziehen muss, als ich mich aus dem Zelt pelle. Schon in leichter Routine und Vorfreude bereite ich mein Frühstück zu. In der Quellzeit sortiere ich meinen Kram. Lüfte den Schlafsack aus, lasse die Luft aus der Isomatte und dem Kissen und verstaue sie in ihren Verpackungen.
Während des Frühstücks lese ich „Tuesdays with Morrie“ weiter und esse zum Nachtisch eine halbe Tüte Chips. Müssen ja weg. Schade, das Buch zu Ende zu lesen, werde ich auf dieser Tour leider nicht schaffen. Letzter Tag. Letzte Kilometer.
Ich checke nochmal die Zugverbindung von Korbach nach Höxter. Über Kassel fahren, 50 Minuten Aufenthalt und insgesamt 3:50 unterwegs sein. Klingt nicht verlockend. Glück für mich, ich hab den besten Papa der Welt, der mir schon im Vorhinein, wie immer, angeboten hat, mich von überall abzuholen. Das Angebot nehme ich heute dankend an.
Sachen sind gepackt. Auf nach Korbach. Da mein Rucksack am letzten Tag deutlich leichter ist, gönne ich mir keine Pausen und wandere durch. Sind ja auch nur 16 km.
Der Weg ist relativ unspektakulär und ich vertreibe mir die Zeit mit Podcasthören. Tierisch ein weiterer Podcast-Tipp. 30 Minuten interessante, spannende und lustige Fakten über Tiere, von zwei symphatischen Zoologinnen.
In Flechtdorf sehe ich dann zum letzte Mal das „D“ vom Diemelsteig, den ich jetzt verlassen werde. Ich schaue dem Wegweiser etwas wehmütig nach, als ich an ihm vorbeigehe. Ab jetzt muss ich mich wieder auf Komoot verlassen. Den Weg bis nach Korbach habe ich über die App und der dort eingetragenen Wanderwege selbst geplant. Schon nach 2 Kilometern lande ich in einer Sackgasse. Klappt ja wieder super. Geht dort ein Weg lang? Angeblich ja. Ist er komplett zugewuchert? Möglich. Möchte ich mich da durchkämpfen? Nein. Also Alternative finden. Ich folge daher erstmal einer schmalen Landstraße, die zum Glück nicht viel befahren ist und hoffe wieder auf einen anständigen Wanderweg zu treffen. Das Universum ist auf meiner Seite. Links der Landstraße weist irgendwann ein Schild auf den „X1“ Richtung Lelbach hin. Richtung passt. Folgen wir dem Weg. Ein junger Rehbock springt rechts eben mir durchs Gebüsch. Wir erschrecken uns beide. Letzte, der wenigen Tiersichtungen dieser Tour. Ich laufe durch den Wald den Berg hinunter und kann Lelbach und kann schon das dahinterliegende Korbach erkennen. Irgendwie traurig bald da zu sein, aber ich freue mich auch mein Ziel zu erreichen. Der Weg von Lelbach nach Korbach ist nochmal so richtig schön … eintönig. 5 km Radweg an einer Hauptstraße entlang. Ich gehe quer durch die Stadt und komme am Bahnhof an. Unser gemeinsames Timing ist super. 20 Minuten später, ich verspeise gerade meinen vorletzten Müsliriegel, ist mein Taxi da.
Ende.